Hilfeleistungslöschboot (HLB) - länderübergreifende Zusammenarbeit bei der Gefahrenabwehr entlang des Rhein

Ein Schwerpunkt der Gefahrenabwehr ist seit Anfang diesen Jahrtausends die Umsetzung des neuen Bootskonzeptes für die Ersatzbeschaffung der fast 50 Jahre alten Fähren auf dem Rhein.
Hierzu wurde zunächst ein Hilfeleistungslöschboot (HLB) gemeinsam mit dem Nachbarbundesland Hessen neu entwickelt. "Beide Bundesländer hatten sich an den ersten Gesprächen der Oberrheinkommission, die die technischen Lösungen und die Standorte für diese Löschboote betrafen, beteiligt. Sehr schnell jedoch wurde deutlich, dass das Konzept der Kommission zu Löschbooten führen würde, die einen unverhältnismäßig hohen Unterhaltungs- und Ausbildungsaufwand nach sich ziehen würden. Beide Länder waren sich im Vorfeld einig geworden, dass diese Boote so ausgelegt werden müssen, dass für ihren Betrieb neben dem Sportbootführerschein, dem Schiffsfunkzeugnis und dem Radar-Fahrpatent keine weitere Ausbildung notwendig werden darf, da ein aufwendiges Rheinschifffahrtspatent durch Angehörige der Freiwilligen Feuerwehren nicht zu erbringen ist" fasste Brandoberamtsrat Rainer Lauterbacher, der Projektverantwortliche des Landes Hessen, die Eckvorgaben für den neuen Bootstyp zusammen.


Der erste mit rund 1,4 Mio. € veranschlagte Prototyp für die Feuerwehr Gernsheim (Hessen) wurde im April 2011 in Dienst gestellt. Auch Wehren in Rheinland-Pfalz, wie im Bild zum Beispiel die Facheinheit Wasserschutz der Feuerwehr Remagen, konnten sich vor Ort von der Leistungsfähigkeit des neuen Bootstypes überzeugen. 

Aufgrund der Erfahrungen mit dem Prototyp erfolgte die finale Planung des neuen Bootstyps.
Nach einer europaweiten Ausschreibung, durchgeführt durch die Zentrale Beschaffungsstelle des Landes Rheinland-Pfalz, hat diese am 30. März 2015 den Zuschlag für den Bau von insgesamt vier Hilfeleistungslöschbooten an die Firma NECKAR-BOOTSBAU Ebert GmbH aus Neckarsteinach erteilt.

Zwei der vier Hilfeleistungslöschboote werden durch das Land Rheinland-Pfalz beschafft und am Rhein stationiert. Ein Boot wird durch die Stadt Hanau beschafft und durch das Land Hessen finanziell gefördert. Aufgrund der geringen Entfernung der Städte Germersheim und Karlsruhe werden hier Synergieeffekte genutzt und die beiden Löschbootstandorte zusammengelegt. Das neue gemeinsame Hilfeleistungslöschboot wird in Karlsruhe stationiert und durch die dortige Berufsfeuerwehr betrieben.

Mit der Firma NECKAR-BOOTSBAU Ebert GmbH wurde ein Partner gefunden, der über Erfahrungen im Bau von Feuerlöschbooten für den Rhein verfügt. Mit dem Prototypen für die Hilfeleistungslöschboote, der „Hecht“, der „Metropolregion Rhein-Neckar“ in Mannheim und der „Europa 1“ in Kehl/Straßburg hat Ebert bereits drei Boote eines vergleichbaren Konzeptes realisiert. Zahlreiche Streifenboote der Polizei auf Rhein, Main und Neckar ergänzen die Referenzen der Firma im Aluminium-Bootsbau.

Das Gesamtvolumen des Auftrages liegt bei fast 7.000.000 Euro. Die Hilfeleistungslöschboote, mit einer veranschlagten Bauzeit von jeweils 12 Monaten, sollen Zug um Zug  nacheinander an die jeweiligen Standorte ausgeliefert werden.


Ende August 2017 war es soweit: Das  von der Stadt Karlsruhe in Zusammenarbeit mit den Ländern Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz gebaute Hilfeleistungslöschboot PAMINA dreht erste Proberunden auf dem Rhein bei Karlsruhe.
Am 20.12.2017 konnte das Löschboot „PAMINA 1“ offiziell in Dienst gestellt werden. Es hatte bis dahin ein umfangreiches Testprogramms  mit über 700 Testpunkten durchlaufen.
Staatssekretär Randolf Stich begrüßte nachdrücklich, dass die strategische Planung nun vollendet und das erste Boot fertiggestellt sei. Dies ermögliche ein gutes Gefahrenabwehrniveau auf aktuellem Stand der Technik. Kooperationen wie die mit der Stadt Karlsruhe schafften Zusammenhalt zwischen Menschen über Landes- und Staatsgrenzen hinweg.

Das Boot trägt diesen Gedanken bereits im Namen: Denn PAMINA steht seit über 25 Jahren für die grenzüberschreitende Kooperation zwischen den Regionen Südpfalz (PA), Mittlerer Oberrhein (MI) und Nordelsass (NA) rund um die Metropole Karlsruhe.

 

Anfang 2019 war von der Bauwerft in Neckarsteinach das nächste HLB fertiggestellt und konnten  an seinen zukünftigen Liegeplatz in St. Goarshausen überführt werden.
Vor Ort ersetzt es die bisherige Feuerwehrmehrzweckfähre. „Die Indienststellung des Hilfeleistungslöschbootes Loreley ist ein weiterer wichtiger Schritt in der Gefahrenabwehr auf dem Rhein“, so Lewentz. Dieser Rheinabschnitt sei ein Gefahrenschwerpunkt der Rheinschifffahrt und lasse unter anderem Erinnerungen an tragische Unglücke wie die Havarie der Waldhof wach werden.


Ende 2019 wurde dann wiederum ein HLB von der Werft fertiggestellt und überführt. „Das neue Boot lässt keine Wünsche offen“, sagte Jörg Laux, der Facheinheitsführer Wasserschutz bei der  Remagener Wehr als das HLB am Ufer an seinem neuen Standorf festmachte. Die erforderlichen Führerscheine und Befähigungsscheine - z.B: zum Betrieb der Radaranlage-  hatten die Remagener Feuerwehrleute bereits erworben. Somit stehen für die neue Bootsbesatzung Anfang des Jahres 2020 nun weitere Übungs- und Einweisungsfahrten auf dem neuen HLB-Rhein-Ahr an.

Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz freut sich darüber, dass mit der Umsetzung des HLB-Bootskonzeptes die Gefahrenabwehr auf dem Rhein  - eine gesetzliche Aufgabe des Landes - moderner und leitstungsfähiger wird.