Integrierte Leitstelle Kaiserslautern

Die Stadt Kaiserslautern betreibt im Auftrag des Landes Rheinland-Pfalz die Integrierte Leitstelle Kaiserslautern.  Sie ist die Führungseinrichtung bei Feuerwehr-, Rettungsdienst-, Katastrophenschutz- und Krankentransporteinsätzen für große Teile der Westpfalz.

Als Gemeinschaftsaufgabe der Stadt Kaiserslautern, des DRK Landesverbandes Rheinland-Pfalz, des Landkreises Kaiserslautern, des Landkreises Kusel und des Donnersbergkreises wird die Integrierte Leitstelle getragen. Der Leitstellenbetrieb ist bei der Abteilung IuK des Referates 37 angesiedelt.

Hier läuft der Notruf 112 und Hilfeersuchen über 19222 aus den drei Landkreisen und der kreisfreien Stadt mit ca. 415.000 Einwohnern aus einer Fläche von 2.000 km² auf.

Täglich alarmiert, führt und unterstützt die Integrierte Leitstelle Kaiserslautern momentan ca. 270 Einsätze. Dabei werden Rettungsmittel von 217 Feuerwehreinheiten (473 Fahrzeuge), 12 Rettungswachen (68 Fahrzeuge), 94 Katastrophenschutzeinheiten (inklusive 69 First-Responder-Einheiten) koordiniert und gelenkt.

Als erste Integrierte Leitstelle in Rheinland-Pfalz disponiert die Integrierte Leitstelle Kaiserslautern seit Januar 2011 die anfallenden Rettungsdiensteinsätze nach dynamischen Grundsätzen. Dies bedeutet, dass die Fahrzeugflotte über GPS in ständigem Kontakt zur Leitstelle steht. Das ELR-System stellt dem Disponenten in Echtzeit einen Vorschlag mit voraussichtlicher Eintreffzeit für 4 Fahrzeuge des geforderten Einsatzwertes (KTW, RTW, NEF) zur Verfügung. Hieraus wird dann das geeignete Einsatzmittel ausgewählt und alarmiert. Die Leitstelle stellt der Fahrzeugbesatzung hierbei alle relevanten Informationen digital bei (Zielkoordinaten, Patienteninformationen, Verdachtsdiagnose, Zielklinik usw.).

Zur besseren Versorgung in Grenzbereichen des Rettungsdienstbereiches wird derzeit die Leitstellenkopplung zur Leitstelle Bad Kreuznach vorangetrieben.

Im Jahr 2010 wurden Feuerwehren 2.953 mal, der Rettungsdienst  89.390 mal, und andere Stellen (Polizei, Kassenärztlicher Bereitschaftsdienst, Energieversorger usw.) 5.298 mal alarmiert. Zusammen waren dies 97.641 Einsätze.

Weitere Aufgaben bilden u.a. die Führung des zentralen Bettennachweises aller Kliniken und Krankenhäuser im Rettungsdienstbereich, die Beratung und Einsatzunterstützung bei Gefahrgutunfällen und außergewöhnlichen Schadenslagen im gesamten Alarmierungsbereich, sowie die Meldekopffunktion der Stadtverwaltung Kaiserslautern außerhalb der Bürozeiten der Verwaltung.

Für größere Einsätze und Aufgaben im Katastrophenschutz verfügt die Integrierte Leitstelle über Führungs- und Lageräume, welche u.a. dem Führungsstab der Stadt Kaiserslautern als Operationszentrale dienen. Zur Zeit sind auf die Integrierte Leitstelle Kaiserslautern mehr als 320 automatische Gefahrenmeldeanlagen aufgeschaltet. Nahezu 1.400 Hausnotrufteilnehmer werden im Alarmfall über die Leitstelle betreut.

Personal

Das Personal der Integrierten Leitstelle rekrutiert sich aus Mitarbeitern der Feuerwehr Kaiserslautern, des Deutschen Roten Kreuzes und des Arbeiter Samariter Bundes. Planmäßig ist die Leitstelle, in Abhängigkeit des zu erwartenden Einsatzaufkommens und der Tageszeit mit 3 bis 5 Funktionen besetzt. 
Da in der Leitstelle prinzipiell interdisziplinär gearbeitet wird, müssen die Mitarbeiter in allen Aufgabenbereichen der Leitstelle einsetzbar sein. Hierzu sind für die Integrierte Leitstelle Kaiserslautern folgende Standards bezüglich der Qualifikation der Mitarbeiter festgelegt worden: 
Mitarbeiter, die ursprünglich aus dem Bereich Rettungsdienst kommen:

  • Ausbildung zum Rettungsassistenten,
  • Ausbildung zum Disponenten  für Integrierte Leistellen,
  • Ausbildung zum Gruppenführer Freiwillige Feuerwehr.

Mitarbeiter, die ursprünglich aus dem Bereich Feuerwehr kommen:

  • Laufbahnprüfung für den mittleren feuerwehrtechnischen Dienst,
  • Ausbildung zum Disponenten für Integrierte Leitstellen,
  • Ausbildung zum Rettungssanitäter.

Um den Praxisbezug zum Einsatzdienst bei Rettungsdienst und Feuerwehr erhalten zu können, absolvieren die Leitstellenmitarbeiter im Jahr regelmäßige Wachpraktiken auf den Rettungs- und Feuerwachen im Alarmierungsgebiet. Regelmäßige zertifizierte Fach-weiterbildungen, wie z.B. der Erhalt der Notkompetenz für Rettungsassistenten sorgen dafür, dass das nötige theoretische Wissen auf dem Stand der Zeit zu halten.

Einsatzleittechnik und Subsysteme

Telekommunikation

Eine mehrfach redundante Notruftelefonanlage sorgt dafür, dass der Hilfeersuchende schnell und jederzeit seinen Notruf melden kann. Auf 24 ISDN-Kanälen (Festnetz und Handy) für den Notruf 112 und 16 ISDN-Kanälen für den Krankentransport 19222 können Hilfeersuchen entgegengenommen werden.

In der Leitstelle können in Spitzenzeiten 13 Notrufe parallel abgefragt werden. Die Notruftelefonanlage ist eine Voice-over-IP-Anlage. Die automatische Auswertung und Anzeige der Anruferdaten (auch bei  unterdrückter Kennung) erleichtern die Ereigniszuordnung und Plausibilitätsprüfung eingehender Notrufe. Im Jahr 2008 gingen bei der Integrierten Leitstelle 188.664 Notrufe von Bürgern ein, 326.856 Gespräche wurden im Umfeld der Einsätze durch die Leitstelle geführt.

Funk

In der Integrierten Leitstelle werden im nichtöffentlichen Landfunk (Analogfunk) 8 Alarmierungs- und Kommunikationskanäle im 4m-Band direkt, oder über 70cm Zubringerstrecken, bzw. 4-Draht-Technik bedient oder betrieben. Die längste Zubringerstrecke ist fast 30 km lang, das größte Funknetz im Gleichwellenbetrieb erstreckt sich über eine Fläche von 2.000 km². Leistungsmerkmale wie FMS (Funk-Melde-System), Kurztext oder Zielkoordinatenübermittlung an die Fahrzeugflotte sind im System implementiert. Die Leitstelle kann in alle Funkverkehrskreise bevorrechtigt einsprechen und die Funktion der einzelnen Relaisstellen überwachen, so dass die sichere Alarmierung jederzeit gewährleistet ist.

Momentan steht die flächendeckende Einführung des Digitalfunks im Lande Rheinland-Pfalz bis zum Jahr 2010 als primäre technisch/logistische Aufgabenstellung an. Vorbereitend wurde bei der Konzeption der jetzigen Leitstelle bereits zum damaligen Zeitpunkt (2005) darauf geachtet, dass beispielsweise die zentrale Abfrage- und Vermittlungstechnik in die digitale Welt migrierbar ist.

Einsatzleit(rechner)system

An den zentralen, gedoppelten Clusterserver sind insgesamt 8 gleichwertige Disponentenarbeitsplätze (AP) für Rettungsdienst und Feuerwehr angebunden. Für Spitzenbelastungen sind 5 weitere Ausnahmeabfrageplätze (AAP) vorhanden, welche auch als Callcenter betrieben werden können. Das Einsatzbearbeitungssystem erstellt nach der Klassifizierung des Ereignisses durch den Disponenten aufgrund festgelegter Parameter einen Einsatzmittelvorschlag. Strategien, wie nächstes verfügbares Einsatzmittel, technisch-taktische Einsatzwerte einzelner Fahrzeuge, bis hin zu Ersatzvorschlägen bei Ausfall von Einsatzfahrzeugen oder Einheiten werden hierbei berücksichtigt.

Notwendige Maßnahmen, wie die Benachrichtigung anderer Stellen, Verständigungen usw. bis hin zur Berechnung einer Anfahrt mit Ausdruck für einzelne Einheiten zum Ereignis werden vom System binnen Sekunden vorgeschlagen.

Auf Wunsch des Disponenten übernimmt das System auch die Alarmierung, den Faxversand und den Aufbau von Gesprächsverbindungen. 
Alle Maßnahmen und Arbeitsschritte  werden vom System automatisch protokolliert, und stehen später für das Berichtswesen oder statistische Auswertungen zur Verfügung.

Vernetzung

Alle vorbeschriebenen Leitstellensysteme sind miteinander vernetzt und kommunizieren untereinander. So liest beispielsweise ein Anrufererkennungmodul die Telefonnummer, den Namen und die Adresse des Anrufers automatisch aus. Die hieraus gewonnenen Daten, wie z.B. Straße und Hausnummer verwendet der Einsatzleitrechner um festzustellen, welche Fahrzeuge oder Wachen für diesen Einsatzort zuständig, oder am nächsten sind, und errechnet daraus Anfahrten für Einsatzkräfte. Das Funksystem steuert für die notwendigen Einsatzmittel und Einheiten die entsprechenden Codierungen der Funkalarmierung bei, oder stellt Daten für die personenbezogene Alarmierung über Handy, Telefon, SMS, Pager usw. zur Verfügung und alarmiert. Alle Notrufe werden aufgezeichnet und dokumentiert und können durch Berechtigte abgehört werden. Statistische Auswertungen und Fragestellungen des Qualitätsmanagements  können jederzeit aus der Datenbankstruktur weitgehend frei reportet werden. Dabei ist es unerheblich ob die Fragestellung in Richtung der Häufigkeit bestimmter Ereignisse, oder der durchschnittlichen Dauer des Klingelzeichens vor Entgegennahme des Gespräches durch den Disponenten geht.

Hochverfügbarkeit

Im Fall der Integrierten Leitstelle Kaiserslautern gibt es für nahezu  425.000 Bürgerinnen und Bürger nur eine Ansprechstelle für die nichtpolizeiliche Gefahrenabwehr. Selbstverständlich muss diese an 365 Tagen des Jahres 24 Stunden am Tag einsatzbereit sein.

Dies erreichen wir dadurch, dass alle lebenswichtigen Systeme der Leitstelle zumindest dreifach unabhängig voneinander verfügbar sind.

Im Bereich der Notrufe wird dies beispielsweise dadurch erreicht, dass die Notruftelefonanlage von der Verwaltungstelefonanlage in ihrer Funktion übernommen werden kann. Fällt auch diese aus, werden fertig parametrierte Systemtelefone durch einfaches, zentrales Umstecken binnen Minutenfrist die Notrufleitungen direkt abgreifen.

Sollte auch dieses nicht mehr möglich sein, ist durch teilweise ausgelagerte Telefontechnik der Weiterbetrieb an anderer Stelle möglich.

Alle Komponenten verfügen über eigene USV und Notstromversorgung.

Quelle: Feuerwehr Kaiserslautern